Das Hissen der Hakenkreuzflagge am Bahnhof in Neubrandenburg bestürzt mich.
Denn wer den Mut hat hinzusehen, für den sind die Spuren, die das NS-Regime in unserer Region und dieser Stadt hinterlassen haben, allgegenwärtig:
Hier wurden bis zuletzt neue Flugzeuge entwickelt und getestet, die im Laufe des Krieges hunderttausendfach den Tod brachten.
Auf dem Tollensesee dieser Stadt wurden neue Torpedos erprobt, deren Aufgabe die Auslöschung von Leben war.
Im KZ-Außenlager „Waldbau“ vor den Toren dieser Stadt mussten Frauen und Mädchen mit primitivsten Mitteln Fertigungsstätten für die Rüstungsindustrie in den Waldboden graben. Viele überlebten diese Arbeit nicht oder wurden, am Ende ihrer Kräfte und damit für die Kriegswirtschaft nutzlos, zurück ins Stammlager Ravensbrück transportiert.
Zur „Vernichtung“, wie es im damaligen Sprachgebrauch hieß. Etwa 28.000 Frauen und Mädchen kamen hier ums Leben. Mütter, Schwestern und Töchter.
Der Mann, der als Kommandeur des Wachbataillons „Berlin“ maßgeblich zur Niederschlagung des Umsturzversuches nach dem Attentat auf Hitler beitrug – er war ein Sohn dieser Stadt. Die Wunden, die durch diesen Krieg in zahllose Familien gerissen wurden – sie sind bis heute nicht verheilt. Auch nicht in Deutschland.
Eine kleine Minderheit in diesem Land ignoriert die grausamen Spuren, die dieser Krieg in unserer Region hinterlassen hat.
Sie redet das schier unfassbare Leid der Menschen klein.
Für sie ist das Hakenkreuz, und alles wofür es steht, ein Symbol für den Wunsch nach einer vermeintlich „guten, alten Zeit“.
Diesen Menschen möchte ich sagen: Sie täuschen sich.
Das Hakenkreuz steht nur für eine Sache.
Es steht für Schande.
Heiko Kärger
Landrat